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Work package 3

Energieeinsparung und kompensatorischer Verbrauch

Forschung koordiniert durch Université de Haute-Alsace

Ziel des Arbeitspakets 3 “Energieeinsparung und kompensatorischer Verbrauch” ist es, Strategien des kompensatorischen Verbrauchs zu identifizieren, die von Verbrauchern als Reaktion auf Energiesparmaßnahmen eingesetzt werden, und Empfehlungen zu geben, wie Regulierungen des Eigenverbrauchs kommuniziert oder befördert werden können, um den durch sie möglicherweise ausgelösten Verbrauchsanstieg zu begrenzen. Es handelt sich um ein sozialwissenschaftlich fundiertes Arbeitsprogramm, das eine Reihe von Umfragen bei französischen und deutschen Verbrauchern umfasst, mit dem Ziel, Empfehlungen für die Umsetzung von Regulierungen des Eigenverbrauchs bei den Verbrauchern in der Oberrheinregion zu geben.

Im Bereich des nachhaltigen Konsums sind die Bemühungen der Verbraucher, ihren Verbrauch zu reduzieren, schwer auf Dauer aufrechtzuerhalten und können paradoxerweise zu einem Anstieg des Verbrauchs führen, der als kompensatorischer Verbrauch bezeichnet wird. Kompensatorischer Verbrauch kann in derselben Produkt- oder Ressourcenkategorie wie der betrachtete Konsum (bspw. Energiekonsum) auftreten, aber auch in anderen Kategorien (bspw. Mobilitätskonsum). Auf der psychologischen Ebene wirkt der kompensatorische Verbrauch sozusagen wie eine Reparaturfunktion für die unternommenen Anstrengungen. Die entsprechenden sogenannten Rebound-Effekte sind umso stärker, je verletzlicher sich die Verbraucher fühlen oder je mehr sie gezwungen waren, ihr Konsumverhalten zu ändern. Wie die jüngsten Umfragen zum Vertrauen der europäischen Haushalte zeigen, fühlen sich die europäischen Verbraucher durch die Krise und die Preisinflation, aber auch durch die tiefgreifenden sozioökonomischen Veränderungen im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel stark gefährdet. Im Energiesektor sind Rebound-Effekte besonders häufig, wenn Haushalte innovative Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz umsetzen. Daher besteht eines der Risiken bei der Einführung von Regulierungen des Energieverbrauchs in einem Kontext erhöhter Verwundbarkeit der Verbraucher in einer ungewollten Verstärkung von Rebound-Effekten in der Domäne des Energieverbrauchs sowie andere Konsumdomänen.

Vor diesem Hintergrund besteht das Ziel dieses Arbeitspakets zunächst darin, die Formen des kompensatorischen Verbrauchs zu dokumentieren, die die Verbraucher im Rahmen der von den öffentlichen Akteuren in der Oberrheinregion vorgeschlagenen Energiesparpläne anwenden. Dies wird es ermöglichen, Typologien von Verbrauchern in diesem Bereich zu identifizieren. Zweitens werden in diesem Arbeitspaket die Strategien und Kommunikationsformen untersucht, die die öffentliche Hand oder andere Akteure, wie z.B. Marken, anwenden sollten, um das kompensatorische Verhalten zu begrenzen oder in eine Richtung zu lenken, die der Haushaltsautonomie und dem Energiesparen förderlich ist. Diese Empfehlungen werden für die Förderung und Umsetzung von Modellen des individuellen Energieverbrauchs nützlich sein.

Das Arbeitspaket gliedert sich in zwei Phasen, die jeweils dank der Expertise von Sozialwissenschaftlern der Universität Haute-Alsace (CREGO-Labor), des Lehrstuhls für Öffentliches Management und Non-Profit-Management der Universität Freiburg und des Deutsch-Französischen Instituts für Umweltforschung am KIT durchgeführt werden. In der ersten Phase soll das Phänomen des kompensatorischen Verbrauchs als Ergebnis von Energiesparmaßnahmen, die von der öffentlichen Hand forciert werden, dokumentiert werden. Drei Studien sind bis Ende 2024 geplant. Eine Dokumentationsstudie wird Energieeffizienzpläne in Deutschland und Frankreich vergleichen. Sie wird Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Inhalten der Energiesparpläne und in den Kommunikationsmethoden, mit denen die Haushalte erreicht werden, aufzeigen. Eine systematische Literaturrecherche zu psychologischen Kompensationsmechanismen und ihren Auslösern wird durchgeführt. Dies wird dazu beitragen, Optionen für die Behörden zu identifizieren, um diese Kompensationsmechanismen besser zu regulieren. Schließlich wird eine qualitative Untersuchung auf der Grundlage von etwa vierzig explorativen persönlichen Interviews mit Haushalten in der Region Grand-Est in Frankreich durchgeführt, um zu verstehen, a) wie die Bemühungen zur Energiewende in Abhängigkeit von der Verwundbarkeit der Haushalte wahrgenommen werden und b) welche Bewältigungsmechanismen diese Bemühungen hervorgebracht haben.

Die zweite Phase zielt auf die Quantifizierung und Modellierung der Mechanismen des kompensatorischen Konsums im Zusammenhang mit Energieeinsparungen ab. Ein großes Panel französischer und deutscher Verbraucher wird eine quantitative Schätzung der Arten des kompensatorischen Verbrauchs und ihrer wichtigsten Determinanten liefern. Experimentelle Studien werden dann verwendet, um die Wirksamkeit bestimmter Aspekte der Energiesparpolitik, einschließlich Energiesparprogramme und Kommunikationsmethoden, bei der Minimierung von Rebound-Effekten zu testen.

WP3 wird einen Beitrag zu WP5 leisten, welches ein Energieplanungsinstrument in einer Zusammenarbeit mit Bürgern und kommunalen Akteuren entwickeln wird. Es ist hierbei wichtig, dass die Entwickler des Instrumentes Kommunikationsmethoden oder kontextuelle Faktoren der Energieressourcennutzung vermeiden, die kompensatorische Verbrauchsphänomene befördern könnten.
In den westlichen Ländern wurden nach der Verbesserung der Energieeffizienz in den Haushalten Energieeinspareffekte in der Größenordnung von 20 % und mehr beobachtet

Université de Haute-Alsace

2 Rue des Frères Lumière,

68100 Mulhouse

Frankreich